Herrengasse um 1914 (Quelle: Gemeindearchiv Rechnitz)
Die Herrengasse (vormals Batthyány-Gasse) bildete das Zentrum der jüdischen Handels- und Gewerbebetriebe. Die Rechnitzer Jüdinnen und Juden waren zumeist Kaufleute und Handwerker, wie Fleischer, Kürschner oder Schneider. Unter den Rechnitzer Vollerwerbsbauern waren im 18. Jahrhundert auch zehn Prozent Juden.
1840 wurde den Juden per Gesetz das Wohnrecht und das Betreiben von Handel und Gewerbe zugestanden. Die in Rechnitz damals ansässigen 89 Handels- und Gewerbebetriebe waren für die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes sehr wichtig.
So entstand auch Fanny Bogdánys „Erste österreichisch-ungarische Fabrik für Einbrennsuppen nach Bogdány-Art“ in Rechnitz. In den 1930er Jahren praktizierten zwei jüdische Ärzte im Ort.
Im Haus Herrengasse 16 betrieb Wilhelm Spiegel ein Geschäft und er wohnte hier mit seiner Familie bis zur Vertreibung durch die Gestapo im Jahr 1938. Sohn Jakob Spiegel konnte nach Palästina fliehen. 2011 begab sich Moshe, der Sohn Jakobs, mit seinen beiden Söhnen auf familiäre Spurensuche nach Rechnitz.