Gedenkstätte
Gedenkstätte KREUZSTADL für die Opfer des Südostwallbaus
Das Gebiet des Burgenlandes wurde in der Endphase der Nationalsozialistischen Herrschaft zu einem Schauplatz unmenschlicher Gräueltaten. Als sich um die Jahreswende 1944/45 die Front näherte, planten die NS-Machthaber, das Vorrücken der Roten Armee durch den Bau des sogenannten Südostwalls - einer Verteidigungsanlage bestehend aus Panzer- und Schützengräben - aufzuhalten. Für die Schanzarbeiten wurden heimische Zivilpersonen, FremdarbeiterInnen, Kriegsgefangene sowie ungarischjüdische ZwangsarbeiterInnen eingesetzt. Entlang der Grenze zu Ungarn wurden mehrere Arbeitslager eingerichtet. In diesen waren bis zu 40.000 ungarische Jüdinnen und Juden zusammengepfercht. Wahrscheinlich mehr als ein Drittel von ihnen starb an den Folgen der unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen oder wurde von den Wachmannschaften ermordet.
Mahnmal
Das MAHNMAL KREUZSTADL in Rechnitz steht für die Opfer des Südostwallbaus. In der Nähe des Kreuzstadls wurden in der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945 etwa 180 körperlich geschwächte ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter von etwa 15 Teilnehmern (SA-Führer, Angehörige der Gestapo, Vertreter der Kreisleitung) eines im örtlichen Schloss Batthyány abgehaltenen NSDAP-Kameradschaftsfestes ermordet. Am Abend des darauf folgenden Tages wurden weitere 20 Juden erschossen. Sie hatten am Vortag Totengräberdienste leisten müssen. Nach Kriegsende war dieses Verbrechen Gegenstand zweier Prozesse. Drei Personen wurden verurteilt, die Hauptverdächtigen wurden jedoch nie ausfindig gemacht. Trotz intensiver Suche und zahlreicher Grabungen konnten die Grabstellen bis zum heutigen Tag nicht gefunden werden. Der Ort ist in der Zwischenzeit jedoch zu einem beeindruckenden Symbol des Gedenkens geworden.
Infobereich
Der im März 2012 neu errichtete INFORMATIONSBEREICH KREUZSTADL dokumentiert mit Schautafeln, Videozeugnissen und historischen Objekten, wie es dazu kam, dass 1944/45 Zivilpersonen, FremdarbeiterInnen und ZwangsarbeiterInnen zum Bau der Militärstellung „Südostwall“ gezwungen wurden und informiert über die Geschehnisse in Rechnitz und an vielen anderen Orten diesseits und jenseits der Grenze, die für zehntausende Jüdinnen und Juden aus Ungarn Qual und Ermordung bedeuteten.
Inhaltliche Schwerpunkte:
Ort der Trauer und Erinnerung / Das Judentum im heutigen Ungarn und Burgenland / Der „Südostwallbau“ / Jüdinnen und Juden beim „Südostwallbau“ / Tatorte / Tatort Kreuzstadl / Lebensgeschichten / Das Massaker vor Gericht / Das Mahnmal Kreuzstadl
Die Gedenkstätte Kreuzstadl soll Lernort, Erinnerungsort und Begegnungsort sein:
„Nur das Erinnerte, nicht das Vergessene, lässt uns lernen. Wir alle gestalten Geschichte, die Geschichte formt uns. Suchen wir Antwort auf Geschehenes, tragen wir Verantwortung für die Zukunft.“
Film
Weitere Infos unter: www.kreuzstadl.net
Konzept, Inhalt und Gestaltung: Paul Gulda, Horst Horvath, Wolfgang Horwath, Erich Kovacs, Andreas Lehner, Ludwig Popper, Walter Reiss, Birgit Schützenhofer, Eva Schwarzmayer, Christine Teuschler
Wissenschaftliche Beratung & Unterstützung: Zsuzsanna Eck-Varga, Eleonore Lappin-Eppel, Szabolcs Szita, Dieter Szorger