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Nationalsozialismus und Nachkriegszeit

Sofort nach dem „Anschluss“ 1938 setzte die Verfolgung der Romabevölkerung ein. Schon für die so genannte Volksabstimmung am 10. April 1938 über den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde den Roma das Wahlrecht entzogen, wenig später folgte ein allgemeines Schulbesuchsverbot für Romakinder. Im Sommer 1939 begann die Deportation von hunderten Männern und Frauen in Zwangsarbeits- und Konzentrationslager. Eines der Deportationsopfer war der Kitzladener Franz Karoly, geb. am 28. 3. 1882, der bereits am 30. November 1943 im Konzentrationslager Natzweiler den Tod fand. Sein mit ihm verschleppter Sohn Alois Karoly, geb. am 5. 5. 1923, überlebt im Konzentrationslager Mittelbau-Dora. Die nach den Deportationen zurückgebliebenen Alten und Kinder mussten von der Fürsorge betreut werden. Ungeklärt ist, ob und wie viele Roma aus Kitzladen 1941 in die nahegelegene Stadt Hartberg gebracht, von dort in das „Zigeunerlager Litzmannstadt“ in Lodz deportiert und wenige Wochen später im Vernichtungslager Kulmhof im Dorf Chelmno ermordet wurden. Die letzten noch verbliebenen Roma wurden 1943 ins „Zigeunerlager Auschwitz-Birkenau“ deportiert. Im Totenbuch des Lagers wurden 32 Opfer aus Kitzladen namentlich ausgewiesen, 25 von ihnen fanden dort auch den Tod. Vier in Kitzladen geborene Roma kehrten 1945 ins Burgenland zurück, drei von ihnen stellten Anträge auf Haftentschädigung oder auf Wiedergutmachungszahlungen als Überlebende der rassistischen Verfolgungsmaßnahmen durch die Nationalsozialisten. Nur ein Überlebender sollte sich dauerhaft in Kitzladen niederlassen. Die meisten übersiedelten zusammen mit anderen Roma aus dem Burgenland in die Nachbarbundesländer oder in die Anonymität der Großstädte Graz, Wien und Linz. Im Wirtschaftsboom der Nachkriegsjahrzehnte gab es dort viel mehr Chancen für Bau- oder Fabrikarbeiter als im Burgenland.


Gerhard Baumgartner - Aus: Gerhard Baumgartner | Herbert Brettl, Einfach weg! Verschwundene Roma-Siedlungen im Burgenland, Wien, 2020

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