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Zwischenkriegszeit

In der Zwischenkriegszeit kam es zu einem markanten Bevölkerungsanstieg in der Romasiedlung Kitzladen auf 53 Personen im Jahre 1936. Ein Ortsverzeichnis aus 1923 verzeichnete ursprünglich sieben Gebäude in der Romasiedlung mit 36 Einwohnern. Eine Zählung der Bezirkshauptmannschaft 1924 wies wiederum 35, eine weitere Zählung 1925/1926 hingegen 44 ansässige Roma aus. Eine Erhebung der Wohnsituation der Romabevölkerung des Bezirkes Oberwart aus dem Jahre 1929 überlieferte ein detaillierteres Bild der Situation. 1929 wohnten in der örtlichen Romasiedlung 44 Personen verteilt auf neun Familien in neun einräumigen Häusern. Der in den 1930er Jahren feststellbare Bevölkerungsanstieg von 45 Personen im Jahre 1931 auf 53 Personen im Jahre 1936 dürfte in direktem Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise gestanden sein, als arbeitslos gewordene Roma aus den angrenzenden Bundesländern wieder in ihre Heimatgemeinde zurückkehrten. Mitte der 1930er Jahre betrug der Anteil der rasch verarmenden Romabevölkerung 14 Prozent der Ortsbevölkerung. Das Verhältnis zwischen den Rom und der bäuerlichen Bevölkerung von Kitzladen wurde neben den sozialen Problemen außerdem durch die konfessionelle Zugehörigkeit der Roma zur katholischen Minderheit im mehrheitlich von Lutheranern bewohnten Kitzladen geprägt. Durch die Teilnahme am kirchlichen Leben waren die Romafamilien auch in das soziale Leben des Dorfes eingebunden. Häufig übernahmen Mitglieder von besser gestellten bäuerlichen Familien die Rolle von Tauf- oder Firmpaten für Kinder aus den örtlichen Romafamilien.


Gerhard Baumgartner - Aus: Gerhard Baumgartner | Herbert Brettl, Einfach weg! Verschwundene Roma-Siedlungen im Burgenland, Wien, 2020